Eine traurige Nachricht muss hier leider vorangestellt werden: Nur ein Vierteljahr nach seinem 90. Geburtstag, am 13. Dezember 2010, ist Helmut Hofner völlig unerwartet gestorben. Ein feierlicher Trauergottesdienst mit dem Chor Mariä Himmelfahrt fand am Donnerstag, 16. Dezember 2010, um 10.00 Uhr in der Pfarrkirche statt. Anschließend wurde Helmut Hofner auf dem Stadtfriedhof in Dachau bestattet.
Wenn jemand im öffentlichen Leben steht oder stand oder im öffentlichen Leben eine sehr anerkannte aktive Rolle gespielt hat, dann muss er es sich gefallen lassen, bei besonderen Anlässen ein wenig „og'feiert“ zu werden, wie man bei uns sagt. Und solch ein spezieller Anlass ist in diesen Tagen gegeben, denn unser langjähriger Chorleiter Helmut Hofner kann gerade seinen 90. Geburtstag feiern.
Mit dem Festgottesdienst zum Erntedank 1989 beendete Helmut Hofner seine Tätigkeit als Leiter des Kirchenchors der Pfarrei Mariä Himmelfahrt. Über 37 Jahre übte er diese Funktion aus – ehren- amtlich wohlgemerkt, denn im Hauptberuf war er vor seiner Pensionierung Ministe- rialrat im Bayerischen Arbeitsministerium.
Auf Anregung des damaligen Benefiziaten und späteren Stadtpfarrers Josef Kölbl entstand anfangs der Fünfzigerjahre ein Chor für die Filialkirche St. Johann, die damals der junge Priester Kölbl von St. Jakob aus betreute. Am 1. Februar 1952 übernahm Herr Hofner die Leitung des Chores. Der legendäre Prälat Pfanzelt persönlich hatte ihn offiziell in einem Brief darum gebeten. Das Dokument hütet Herr Hofner als einen kostbaren Schatz. Fast 1 Jahr lang diente das Gasthaus "Münchner Kindl" (nachmals "Wienerwald") als Probenlokal. Dann konnten die Sängerinnen und Sänger in das damals neu entstandene Jugendheim (das heutige Pfarrheim) an der Gröbenrieder Straße 13 umziehen. Jeden Montag trafen sich nun die Chormitglieder unter seiner Stabführung und mit Unterstützung der Organistin Resl Beer-Liepold, um Lieder, Messen und Choräle einzustudieren.
Von Anfang an sahen sich der Chor und sein Leiter nicht als Selbstzweck, sondern als Teil der Pfarrei, der singend und musizierend gemeinsam mit Priester und Gemeinde das Lob Gottes verkünden und den Gottesdienst würdig feiern wollte. Es war der Ehrgeiz von Herrn Hofner, Chor und Orchester nur aus Pfarrangehörigen zu bilden. Er wollte keine Kirchenkonzerte mit zusammengewürfelten und bezahlten Sängern und Musikern aufführen. Als dann 1956 die Pfarrei Mariä Himmelfahrt entstand, konnte der neue Pfarrherr Josef Kölbl bereits auf einen bewährten Chor zurückgreifen. Schon bei der Grundsteinlegung im Oktober 1954 und bei der Einweihung des neuen Gotteshauses wirkte der Kirchenchor der Pfarrei mit. Pfarrer Kölbl und Prälat Pfanzelt hatten Helmut Hofner damals allerdings lediglich gebeten, „aushilfsweise bis zur Einstellung eines hauptamtlichen Kirchenmusikers“ den Chor weiterhin zu leiten. Und diese Aushilfe dauerte volle 37 ½ Jahre!
Von 1952 bis 1989 dirigierte Helmut Hofner also den Chor und das Orchester. Welch ein Idealismus gehörte dazu, Woche für Woche zu proben, an hohen Festtagen für die musikalische Umrahmung zu sorgen, seine Freizeit- und Urlaubspläne nach dem Kirchenjahr einzurichten – und das alles um Gotteslohn!
Wenn er auch „ad maiorem Dei gloriam“ – zur größeren Ehre Gottes – wirken wollte, keinen Dank und kein Lob erwartete, so freute ihn doch vieles in jenen 37 Jahren, beispielsweise die Aufführungen großer Messen (wie der „Spatzenmesse“ von Mozart, der „Kleinen Orgelsolomesse“ von Haydn, der Messe in G-Dur von Schubert oder verschiedener Werke Bruckners) mit seinen Laiensängern und -musikern. Unvergesslich sind auch die „Familienfeiern“ des Chores: Ausflüge zu Kunstdenkmälern unserer Heimat (von ihm mit Sachverstand und Sinn für Kunst und Geschichte ausgesucht und geleitet), Wanderungen, Faschingsveranstaltungen oder Geburtstagsfeiern.
Wenn man ihn nach seinen weniger schönen Erinnerungen in der Zeit als Chorleiter fragte, so war es die Tatsache, dass sich in seinen letzten Chorleiterjahren kaum sangesfreudige Damen und Herren dem Chor anschlossen und ihn verstärkten. Auch dass er, wie es der Lauf des Lebens ist, vielen Sängerinnen, Sängern und Musikern das letzte Geleit geben musste, weckte wehmütige Gedanken.
Helmut Hofners großartige Leistungen wurden indes nicht nur von seiner Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt anerkannt und gewürdigt. Die Stadt Dachau verlieh ihm sogar die Goldene Bürgermedaille, eine selten vergebene Auszeichnung.
Peter Kalteis
Der Chor Mariä Himmelfahrt feierte seinen ehemaligen Chorleiter im Gottesdienst am 12. September 2010 um 10:00 Uhr mit der Festmesse „Missa secunda“ von Hans Leo Hassler. Die Bildergalerie davon finden Sie hier.
Einen Aufsatz von Helmut Hofner über seinen Chor können Sie mit einem Klick hier als pdf-Datei herunterladen.