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Christliches Leben aus den Sakramenten

Um mit einigen Worten in die Bedeutung der Sakramente einzuführen, ist es nötig, zum Leben von Jesus Christus, vor ca. 2000 Jahren zurückzukehren. In den Evangelien lesen wir, wie es Jesus schafft, Menschen, die ihm begegnen, zu verwandeln. Manche verwandelt er, indem er sie körperlich gesund macht. Andere, indem er sie von einer seelischen Wunde, oder einer Schuld, die sie auf sich geladen haben, befreit. Bei wieder anderen erreicht Jesus einen Gesinnungswandel, indem er ihnen erzählt, wie Gott ist und was Gott vom Menschen erwartet.

 

Das Ziel der Verwandlung ist, dass diese Menschen, die Jesus begegnet sind, ein Stück näher zu Gott gebracht werden, oder umgekehrt gesagt, dass Gott ein Stück näher zu den Menschen gebracht wird. Jesu Wunsch war es, dass nach seinem Tod seine Apostel genau das gleiche tun, wie er, nämlich Menschen verwandeln. Damit sie diese Aufgabe erfüllen können, hat er ihnen die gleiche Macht gegeben, die er selbst hatte – seine Vollmacht. Auf diese Weise hat er die Apostel in die Geschichte der Menschheit entlassen, ausgestattet mit seiner Vollmacht, zu verwandeln.

 

Dieser Vollmacht Jesu begegnen wir beim Empfang eines Sakramentes. Ein Sakrament ist deshalb die verlängerte Möglichkeit, auch fast 2000 Jahre nach Jesu Tod, ihm trotzdem noch begegnen zu können, so dicht und kraftvoll, wie zu seinen irdischen Lebzeiten. Somit tut also die Kirche in den Sakramenten das gleiche, was Jesus auf Erden tat, bzw. Jesus selbst tut nach wie vor: Menschen verwandeln.

 

Manchmal sind diese Veränderungen auf den ersten Blick nicht so groß, wie wir uns vielleicht erwarten. Natürlich kann die Wirkung des Sakraments verzögert, erst Jahre später eintreten, oder kann sogar ganz blockiert werden. Jesus hat zu Lebzeiten auch solche Widerstände gespürt: Er konnte z.B. in Nazaret, seiner Heimatstadt kein Wunder bewirken.

 

Auf die Dauer werden jedoch regelmäßige Begegnungen mit Jesus Christus nicht ohne Wirkung bleiben. Selbst die dickste Mauer wird er zertrümmern können. Dann ist der Weg frei, für das, alle Sakramente verbindende Ziel: die Vereinigung mit Christus.

 

Jede noch so kleine sakramentale Verwandlung baut Stück für Stück auf die nächste wieder auf, bis hin zu dem Ziel, dass der Mensch ein lebendes Abbild Jesu Christi wird, bis er so redet und denkt, wie Jesus Christus geredet und gedacht hat, bis der Christ einen Herzenstausch mit Christus vollzogen hat.

 

Deswegen sind die Sakramente auch auf das ganze Leben verteilt, da diese Neuverwandlung nie abgeschlossen ist: Durch Taufe und Firmung zieht Christus in unsere Seele ein und sein guter Geist möchte uns durch das Leben leiten. Die beiden Standessakramente Ehe und Weihe befähigen uns zum Dienst für andere Menschen. Die Eucharistie, unser täglich, bzw. wöchentlich Brot, möchte uns für den Alltag stärken und den Weg ins ewige Leben bahnen. Die Buße ermöglicht uns stets einen Neuanfang, und die Krankensalbung schenkt uns Kraft in existenziellen Grenzsituationen.

 

Somit geben wir durch die Sakramente Jesus Christus die Möglichkeit, dass er als Arzt für uns aktiv wird. Dabei versorgt er uns mit göttlichen Heilmitteln, bester Qualität, damit wir an Leib, Seele und Geist gesunden. Auf diese Weise wird das ganze Leben einer wirklich ganzheitlichen Therapie, unter der Leitung von Jesus Christus unterzogen, die sogar über den Tod hinaus andauert und nach dem Tod erst vollendet wird.

Hans Steiner, Diakon