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"Was sagt ein katholischer Priester zur Ökumene?" Ein Vortrag von Pater Franz Felber

Pfarrer Felber Bild 1Pater Franz Felber SDB, Pfarradministrator von Heilig Kreuz, war zum Kirchencafé in Mariä Himmelfahrt am 28. März 2010 eingeladen. Er sollte über seine Erwar-tungen in Sachen Ökumene referieren. Er sollte die Perspektiven für die Abend-mahlgemeinschaft und für das Ehever-ständnis aus seiner Sicht, aus der Sicht des katholischen Priesters darlegen. Man hatte ihm also ein durchaus konventionelles Thema vorgegeben.

Pfarrer Felber überraschte die Zuhörer dann aber in zweierlei Beziehung gewaltig. Wer sich erstens auf eine trockene und langatmige Pflichtübung eingestellt hatte, sah sich plötzlich in einen fast 50-minütigen Krimi verpflanzt. Darin bestritten politische und persönliche Intrigen um Luther und seine Gegenspieler die spannende Handlung. Und zweitens entpuppte sich der Referent den Protestanten und ihren Lehren gegenüber als absolut nicht ablehnend gesinnt. Im Gegenteil: es war deutliche Sympathie zu spüren. Die Evangelischen seien näher am Text der Bibel. Obwohl bei der Beauftragung der evangelischen Geistlichen die Apostolische Sukzession streng genommen fehle, sei der Vorgang durch die Handauflegung sehr nahe an der Weihe der katholischen Priester.

Aufgewachsen war Felber im ganz und gar katholischen Südostbayern, wo zu jener Zeit Ökumene ein Fremdwort ohne praktische Relevanz war. Als junger Priester hatte Pater Felber eine Zeit lang in der Diözese des Augsburger Bischofs Dr. Josef Stimpfle gewirkt. Stimpfle war lt. Felber ein ausgewiesener Ökumenefan(atiker), in dessen Diözese es nicht verboten war, bei einer Trauung den Partner aus der anderen Konfession zur Eucharistie einzuladen. (Anm.d.Red.: Andere Zeitzeugen berichten allerdings Gegenteiliges, siehe „DIE ZEIT“, 22.06.1990, Nr. 26). In Felbers Wirkungskreis galt die Devise: Warum streiten wir? Wir glauben dasselbe, wir leben, wir praktizieren nur unseren Glauben auf andere Weise.

Pfarrer Felber Bild 3Zur Verdeutlichung der Situation zur Zeit der Reformation schlug Felber den weiten Bogen in der Geschichte zurück zum An-fang des 16. Jahrhunderts. Martin Luther schrieb zuerst höfliche Briefe an seinen Bischof, die aber unbeachtet blieben. Schließlich wandte er sich notgedrungen – gleichfalls ehrerbietig – an den Papst. Luther bat Papst Leo X., einige Missstände in der Kirche nicht länger zu dulden. Die Kirche predigte nämlich Angst. Wer Angst verbreitet, gewinnt Macht. Die Kirche brauchte Macht, weil sie Geld brauchte. Luther wollte Missstände in der römisch-katholischen Kirche (zum Beispiel den Handel mit jenen „Ablass“-Briefen gegen Bezahlung) abstellen lassen, er wollte diese Kirche keinesfalls verlassen. Luther verwies darauf, dass Gott ein barmherziger Gott sei. Der Gläubige gelange allein durch Christus‘ Erlösungstat in die Gottnähe, nicht durch die Werke von Menschen. Noch lt. dem Konzil von Trient war "verdammt", wer die in Trient vertretenen Thesen nicht glaubte. Nach dem Katechismus von 1955 jedoch ist der Katholizismus "eine von mehreren Möglichkeiten, Christus nachzufolgen". Zwar würden neben dem jetzigen Papst und einigen Klerikern auch manche Fundamentalkatholiken wohl gern die Dokumente des II. Vaticanums, die Dokumente der Wende, für nichtig erklären, aber das Konzil steht über dem Papst.

Katholiken und Protestanten sollten heute einander mit Respekt begegnen (Felber), sich voll und ganz gegenseitig respektieren (Karl Rahner). Wenn Katholiken und Protestanten sich nicht verständigen, könnten sie eines Tages von außen gezwungen werden, notgedrungen zusammenzustehen. Für die Mahlgemeinschaft solle man der Richtschnur des persönlichen Gewissens folgen. Dies sei lt. Felber die Letzte Instanz. Muss das Versprechen im Traugespräch, die Kinder katholisch zu erziehen, strikt eingehalten werden? Entscheidend sei, in welcher Umgebung sich das Kind zurechtfinden müsse. Vorrang hat die Frage: Wie geht es dann in der konkreten Situation meinem Kind?

Pfarrer Felber - Bild mit Kirchencafé
 



„Da sein für andere“ - Pater Franz Felber (70) unerwartet verstorben

Die Dachauer Katholiken trauern um Franz Felber SDB. Pater Franz Felber gehörte dem Orden der Salesianer Don Boscos an. Von 2006 bis 2010 war er Seelsorger in der Dachauer Pfarrei Heilig Kreuz. Es lag ihm bei allem seinem Tun und Denken sehr am Herzen, die Menschen in der Kirche ihre Heimat finden zu lassen.
Vor 70 Jahren wurde Franz Felber geboren. Seine Ordensprofess legte er 1961 ab, zum Priester wurde er 1970 geweiht. „Da sein für andere“, nach diesem Leitmotiv Don Boscos richtete er sein Leben ein. Am 14. November 2010 ist er unerwartet an Herzversagen gestorben, nur ein paar Wochen, nachdem er seinen Ruhestand angetreten hatte.
D.R.