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"Ich sehe Deinen Weg!" - Elisabeth Binsack stellt Collagen und Zeichnungen zum Passionsgeschehen aus


Elisabeth Binsack

Unter der Empore der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt sind seit dem 21. Februar und noch bis zum 3. April 2010 Arbeiten der jungen, in Dachau beheimateten Kunstpädagogin Elisabeth Binsack zu sehen. Sie hat die Kreuzwegbilder eigens für diese Ausstellung geschaffen. Die Illustrationen sollen den Betrachter anregen, in diesem Jahr sehr bewusst durch die Passionszeit zu gehen.

Eröffnung der Ausstellung im Gottesdienst am 21.02.2010

Elisabeth Binsack ist in Dachau bekannt durch Ausstellungen und durch ihr freiwilliges Soziales Jahr an der Friedenskirche. Sie war mehrere Jahre Ministrantin in Heilig Kreuz und aktiv in der Jugendarbeit. Sie hat ihr Universitätsstudium der Kunstpädagogik abgeschlossen und arbeitet derzeit als Referendarin in Erlangen. Den Auftrag, den Anstoß für die Arbeit an den hier ausgestellten Unikaten erhielt sie vor fast einem Jahr durch Peter Heimann, der damit an die sehr erfolgreichen Kreuzwegdarstellungen der Vorjahre anknüpfen wollte. Der Titel, das Motto der Ausstellung „Ich sehe Deinen Weg!“ soll die Kirchenbesucher wie ein geistlicher Impuls durch die Fastenzeit begleiten. Der Betrachter soll sich den Fragen stellen: Was ist in meinem Leben wichtig? Welche Position hat mein Glaube darin? Wo könnte ich an den Stellschrauben drehen, damit mein Leben für mich und vor den Augen Gottes zufriedenstellender verläuft?

Elisabeth BinsackWarum bedient eine noch recht junge Künstlerin wie Elisabeth Binsack, geboren 1983, ausgerechnet das Thema Religion in ihren Bildern? Ihr vorrangiger Beweggrund ist der eigene Glaube. „Was einen Künstler selber bewegt, drückt sich auch in seiner Kunst aus“, sagt sie. Und sie denkt: Grundlage jeder Art von Kunst war immer schon Religion – oder jedenfalls Transzen-denz. Ein Mensch, der sich über sein eigenes irdisches Leben hinaus keine Gedanken macht, wird überhaupt selten etwas tun, was über das Notwendige zum Überleben hinausgeht. Jeder Künstler heute wird letztlich einen transzendenten Grund für sein Schaffen haben, auch wenn sich das nicht immer deutlich zeigt. Drittens werden in der Religion, speziell in der Bibel, alle wichtigen Menschheitsthemen, die die Kunst fortwährend braucht und unablässig aufgreift, behandelt: darunter das Thema Leid (auch das Leid, das Menschen einander zufügen), das An-den-Pranger-stellen eines Unschuldigen; aber es kommen auch Themen vor wie Freundschaft, Verrat, Fürsorge und Nächstenliebe.

Elisabeth BinsackElisabeth Binsack hat ihre Darstellungen der Passion nicht auf Leinwand oder Karton, sondern auf Gebrauchsgegenständen, auf Textilien collagiert. Sie begründet das damit, dass in den Bibeltexten zur Passions-geschichte immer wieder von Textilien die Rede ist. Die Jerusalemer Bürger legen ihre Kleider auf den Boden, damit Jesus auf dem Esel darüber reiten kann. Jesus muss einen roten Umhang tragen, als die Soldaten ihn verspotten. Die Fußwaschung des Grün-donnerstags hat sie auf einen Scheu-erlappen gemalt. Wo sonst sollte man mit dem Straßendreck hin? Bei der Verhöhnung und Folterung durch die Soldaten sind die Dornen nicht nur in der Krone und als Zeichnung zu sehen, sondern auch noch an einer aufgeklebten, vertrockneten Rose. Die ansehnlichen Requisiten wie der schöne rote Mantel und die Rose, die ja an sich sehr attraktiv sein können, leisten in dieser Zusammenstellung dem Hohngelächter Vorschub.

Die verwendeten Materialien verleihen den Exponaten eine ganz eigentümliche, eigenständige Dynamik. Der Verrat des Judas wurde auf einem Leinenbeutel abgebildet, an dem die Silbermünzen kleben. Auf einem Streifen quer über diesen Beutel ist ein Zeitungsausschnitt mit Aktienkursen zu erkennen. Elisabeth Binsack spielt auf gegenwärtiges, aktuelles Geschehen an. Und mit ihrer absolut nicht traditionellen Farbgebung spiegelt sie die heutige, unkonventionelle Wahrnehmung wider.

Elisabeth Binsack

Danksagung: Die kleine aber feine Ausstellung wurde technisch überhaupt erst realisierbar durch die freundliche Unterstützung von Günther Peter Klimsas „Der Dekoladen“ in der Ludwig-Ganghofer-Straße.
Dieter Reinke