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Requiem für Pfarrer Langenberger

Beim Requiem für Pfarrer Langenberger

Ansprache des Weihbischofs beim Requiem für Pfarrer Langenberger

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Der Friede sei mit Euch.
Und mit Deinem Geiste.

Schwestern und Brüder!

Am 20. August des Jahres 2004 schrieb Dekan Langenberger an das Erzbischöfliche Ordinariat: „Es freut mich sehr, dass meine Seelsorgsarbeit in Mariä Himmelfahrt so hohe Anerkennung findet. Und ich versichere, dass ich meine Kraft voll in den Dienst der mir gestellten Aufgaben setzen werde. Die Pfarrei Mariä Himmelfahrt ist mir ans Herz gewachsen, und ich hoffe, noch einige Foto von Pfr. LangenbergerJahre tätig sein zu können.“ Dieser letzte Satz ist eine Liebeserklärung an Sie alle, die aus der Pfarrei Mariä Himmelfahrt hier versammelt sind. Freilich – aus den letzten Jahren sind nur drei knappe Jahre geblieben.

Für diese Liebe zur Seelsorge und überhaupt zu den ihm anvertrauten Menschen, besonders auch jungen Menschen, sage ich Herrn Oberstudienrat, Geistlichen Rat und Dekan Reinhold Langenberger im Auftrag von Erzbischof Friedrich Kardinal Wetter und im Namen der Erzdiözese München und Freising Dank.

Am kommenden Fest Peter und Paul sind es 40 Jahre, dass er als Priester in unserer Erzdiözese Dienst tat. Sein Leben allerdings ist auch in die dunklen Zeiten der Geschichte unseres Volkes im vergangenen Jahrhundert verwoben. Reinhold Langenberger wurde 1939 im Kreis Passau, in der heutigen Tschechischen Republik geboren. Seine Eltern waren Landwirte, und der Siebenjährige musste Haus und Hof verlassen und wurde mit seiner Familie 1946 vertrieben, zunächst in die Oberpfalz und dann nach Dachau.

1967 wurde er in Freising zum Priester geweiht. Drei Jahre war er Kaplan in München St. Sylvester, um schließlich 1970 seine Tätigkeit am Käthe-Kollwitz-Gymnasium in München zu beginnen. Dazu wurde er Pfarradministrator in St. Peter, Dachau. 1973 übernahm er zunächst das Amt des Präses der Kolpingsfamilie Dachau-Ost und dann des Bezirkspräses des Kolpingbezirks Dachau. 1998 übernahm er die Pfarrei Mariä Himmelfahrt. Im Jahre 2000 schließlich ernannte ihn unser Erzbischof in Anerkennung seines außerordentlichen Einsatzes zum Geistlichen Rat. Im selben Jahr übernahm er die Aufgabe des stellvertretenden Diözesanpräses der KAB im Diözesanverband München und Freising. Im Jahr 2004 schließlich wurde er zum Dekan des Dekanates Dachau gewählt, und ihm wurde dann auch die Aufgabe des Landkreisdekans im Landkreis Dachau übertragen. Neben seiner Haupttätigkeit als Oberstudienrat und Religionslehrer am Käthe-Kollwitz-Gymnasium hat er sich nie geweigert, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. So war er zum Beispiel auch nebenamtlich Polizeiseelsorger. Bis zu seiner schweren Erkrankung hat er sich eingesetzt, wo immer er konnte – bis hin zu seinem Hobby als Busfahrer. Priestergrab

So sehr uns alle sein Heimgang mit Schmerz erfüllt, wir können ihm die Abschiedsworte des Apostels Paulus zusagen, die wir am Dienstag, seinem Todestag, in der Lesung hörten: „Ich will mit keinem Wort mein Leben wichtig nehmen, wenn ich nur meinen Lauf vollende und den Dienst erfülle, der mir von Jesus, dem Herrn, übertragen wurde: das Evangelium von der Gnade Gottes zu bezeugen. Ich habe mich der Pflicht nicht entzogen, euch den ganzen Willen Gottes zu verkünden.“ (Apg 20, 24+27) Dies hat Herr Oberstudienrat und Dekan 40 Jahre in unserer Diözese getan. Und deswegen denke ich, dass er mit derselben Gelassenheit unserem Herrn gegenübertritt, wie Paulus das in der Apostelgeschichte zum Ausdruck bringt.

Wir wenden uns nun unserem Herrn Jesus Christus im Kyrie zu und erbitten sein Erbarmen, dass er uns zu einer wahren feiernden Gemeinde zusammenführe.

Weihbischof Engelbert Siebler



Worte der Erinnerung an Reinhold Langenberger


Liebe Familie Langenberger, liebe Angehörige, liebe Schwestern und Brüder!

Mit Reinhold Langenberger ist der Pfarrer dieser Gemeinde gestorben, und der Dekan des Dekanates Dachau. Aber verloren haben ganz viele in erster Linie doch einen Freund – einen Mann, der ihnen über Jahrzehnte vertraut und eine wichtige Adresse in ihrem eigenen Leben geworden war.

Er war halt ein Mensch, der recht unkonventionell und mit einem sehr weiten Herzen auf andere zugehen und ihnen das Gefühl geben konnte: Ich mag dich.

Ich bin ihm ja erst vor gut 3 Jahren begegnet. Es gibt also ganz viele, die ihn weit besser kennen und zu beschreiben wissen. Aber auch in dieser vergleichsweise kurzen Zeit ist mir der Mensch spürbar geworden, der ganz viel Leidenschaft in sich trug. An allen Ecken und Enden kam ja zum Beispiel der leidenschaftliche Lehrer zum Vorschein. Wie oft hat er von der Schule geredet und auch seinen Stolz darüber gezeigt, auf diesem Territorium viel Erfahrung gesammelt und auch an andere weitergegeben zu haben.

Ich denke, er war einer, der einfach leidenschaftlich gerne vermitteln wollte, was ihm selber an Erkenntnis aufgegangen und im Herzen auch wichtig geworden war. Irgendwo hat damit sicher auch zu tun, dass er nicht nur gerne gepredigt hat, sondern eben auch in dieser Disziplin gesucht und geschätzt war.

Der „Leidenschaftliche“ war aber deshalb nicht einer, der auch gleich immer den Streit gesucht hat – wenngleich er durchaus hartnäckig sein konnte, wenn etwas sehr gegen seine Überzeugung und sein Empfinden ging. Leidenschaftlich, so hatte ich oft den Eindruck, hat er auch die Harmonie gesucht. – Und da kam nicht selten jener Reinhold zum Vorschein, der ein echt besorgter Seelsorger war. Wo er gemerkt hat, dass Menschen füreinander nicht mehr offen sein können, ja, sich gegeneinander verhärten, da hat er einfach selbst gelitten. Er hat keine Mühen gescheut, wenn er meinte, irgendwo vermitteln zu können.

Der Seelsorger war oft genug ein echt Besorgter, wenn es um Menschen ging, die er in ihrer Not sah, als Leidende und Suchende, als Menschen eben, die jemand brauchten, der für sie da ist, und ihnen jetzt eben ein wenig Zuversicht und Geborgenheit schenkt. Diese Erfahrung und diesen Raum des Verstehens und des Angenommen- und Geborgenseins, das wollte er ihnen schenken – bei sich, so, wie er dann eben da war oder sich für sie einsetzte.

Auch die Menschen im Krankenhaus sind ihm da z. B. nicht erst nahe gekommen, als er schon selbst immer wieder als Patient ein Zimmer bezogen hatte. Es war ihm immer selbstverständlich gewesen, sich rufen zu lassen, wenn ein Priester gefragt war.

Es war ihm auch ernst damit, dass die Patienten dort die Möglichkeit haben, in ihrer oft schweren Lebenssituation Gottesdienst zu feiern und einen Ort zu finden, der ihnen in ihrer jetzt so bedrängenden Situation entgegenkommt. Und so hat er auch leidenschaftlich mitgekämpft, als es darum ging, die neue Kapelle im erweiterten Krankenhaus zu einem Raum werden zu lassen, in dem Menschen auf ihrer Suche nach Geborgenheit im Religiösen auch zeichenhaft angesprochen werden können. Und manches Gute hat er beim Ringen um die Ausgestaltung dabei ja auch erreicht.

Er hatte ein gutes Gespür für das, was sein Gegenüber braucht. Er konnte zuhören. Er hat nicht Seelsorge „betrieben“. Er war Seelsorger. Das war sein Beruf, seine Berufung. Und nicht erst seit er Dekan war, bedrückte ihn auch die Situation in der Kirche und hierbei nicht zuletzt auch der Blick in die Zukunft in seinem eigenen Dekanat.

Aber manchmal kam dann bei allem auch wieder das Kind im Manne zum Vorschein. Gerade hatte er z. B. noch die Dekanatskonferenz bei einem Ausflug selbst mit dem Bus durch die Landschaft gefahren und dabei alle spüren lassen, wie toll er das eigentlich auch selber fand, und dann nebenbei erzählt, dass er mit dem Busfahren jetzt allmählich aber doch aufhören werde... Kaum war es so, hat man ihn schon wieder, wenn man ihn per Handy suchte, im Lastwagen erwischt. Einmal darauf angesprochen, sagte er dann bloß: Ja mei, irgendein Hobby braucht der Mensch halt. Die Autos hatten es ihm ja offensichtlich sowieso recht angetan – auch wenn er dann vielleicht mal ein Photo bekam, das nicht ausdrücklich bestellt war.

Er war ganz offensichtlich gerne, was er war: Priester, Lehrer, Seelsorger, Wegbegleiter, für manche sicher eine im besten Sinn väterliche Gestalt, und für viele ganz einfach ein Freund. – In welcher Facette auch immer: Er war als der Mensch, der er war, glaubwürdig.

Ich meine, wenn man ihn ernst nehmen will, wird man nicht nur sagen dürfen, er war ein lieber Mensch, sondern er war wirklich auch ein liebender Mensch.

Gott sei Dank, dass wir ihn hatten!

Pfarrer Wolfgang Borm
Pfarradministrator

Beerdigung


Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats nimmt Abschied namens der ganzen Pfarrei

Pfarrer Langenberger war seit 1998 in Mariä Himmelfahrt. Keine zehn Jahre. Und doch wird er uns als ein guter und wichtiger Mensch und Pfarrer in Erinnerung bleiben. Er war ein guter Seelsorger - mit Leib und Seele - und hat in den Jahren, in denen er hier gewirkt hat, viel Gutes für das Pfarreileben geleistet.

Unser Pfarrer Langenberger - es war gut, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er hat seine gewählten Laiengremien - den Pfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung - ernst genommen. Er war fast immer erreichbar für uns. Wenn man etwas brauchte, wenn man ihn etwas fragen wollte, telefonisch oder persönlich war er immer erreichbar.

Er war da in den Sitzungen der Kirchenverwaltung und im Pfarrgemeinderat und hat mitgemacht, auch wenn seine vielen anderen Termine ihn drängten.

„Ich bin froh, wenn ich nicht alles alleine machen muss“, war seine Aussage. Das war sein Selbstverständnis. „Ihr macht, was ihr könnt - ich mache, was ich kann, und mit Gottes Hilfe wird das alles gut werden.“

In diesem Selbstverständnis hat er in seiner Pfarrei Meilensteine gesetzt: den Anbau mit dem Kirchensaal, die Marienkapelle und die Madonna im Turm, den Gnadenstuhl und - diese seine Kirche strahlt wieder in hellem Glanz. Dafür hat er hart gekämpft - für die Schönheit und für die praktische Gestaltung. Im März wurde er dafür belohnt. Er durfte - nach jahrelangem Hin und Her - in einem feierlichen Gottesdienst seine Kirche wiedereröffnen.

Sein Stolz waren auch seine vielen Ministranten. Die Ministranten, das ist die Jugend, die ihm am Herzen lag, die er immer unterstützte und die er immer gerne ins Pfarreileben einbezog.

Wenn man ihn fragte, ob man etwas so machen könne, vielleicht eine besondere Gottesdienstgestaltung an der Grenze des katholisch Üblichen, überlegte er kurz und sagte dann „Ja, ich denke, das geht schon, das kann man so machen“.

Er war ein mutiger Pfarrer, dem die Menschen wichtig waren. Wenn er helfen konnte, tat er es, auch wenn der Weg zum Ziel nicht immer der konventionelle war. Er kam noch in seine Pfarrei, um Gottesdienst zu halten, als ihm längst alle sagten, er müsse sich schonen. Das tat er nicht - er war hier.

Am 1. Mai 2007, zum Maibaumaufstellen am Pfarrheim war er das letzte Mal öffentlich in seiner Pfarrei. Dieser Termin und besonders, noch einmal mitten bei allen seiner Pfarrei zu sein, war ihm ganz wichtig. Und er ging von Tisch zu Tisch und redete mit den Leuten. Ich habe an diesem Tag das Gefühl gehabt, und ich habe das auch jetzt noch, einen ausgeglichenen und zufriedenen Menschen vor mir zu haben. Ich denke, er war in diesem Moment zufrieden und glücklich.

Im Namen der Gremien Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung, für die Ministranten und für die ganze Pfarrgemeinde:

„Herr Pfarrer Langenberger -Vergelt’s Gott!“

Karl Mayrhofer

Nach der Beerdigung

>> Link zur Gedenkseite für Pfarrer Langenberger
>> Link zum Gedenkgottesdienst zum Jahrtag am 24. Mai 2008