Seit Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. lassen sich im palästinischen Raum bis hin nach Syrien verschiedene “Taufbewegungen” ausmachen. Es handelt sich um unterschiedlich geprägte eschatologische (mit einem nahen Weltende rechnende) Gruppierungen, bei denen die Reinigung durch Tauchbäder besondere Bedeutung hat. Im Hintergrund steht ein intensives Verlangen nach neuer Reinheit und Gottesnähe. Besonders ins Auge fällt dabei neben der Bedeutung der Waschungen in Qumran die Taufbewegung Johannes des Täufers. Sie hebt sich in mancherlei Hinsicht von den Reinigungsriten ihrer Zeit ab: Johannes spendet eine einmalige Taufe und ruft ganz Israel auf, sich dieser zu unterziehen. Sie will ein Zeichen der Buße sein, um durch das Bekenntnis der eigenen Schuld bei Gott Vergebung zu finden und so dem drohenden Gericht zu entgehen. In seiner Predigt steht Wassertaufe gegen Feuertaufe: Die Wassertaufe des Täufers sucht Gottes Vergebung; die Feuertaufe des “Stärkeren”, der dem Täufer folgt, bringt das Gericht. Denn es gilt: “Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.” (Lukas 3,9)
Der Anfang des Wirkens Jesu ist mit der Taufbewegung des Johannes verbunden: Jesus ist vom Täufer getauft worden, viele seiner Jünger scheinen aus der Täuferbewegung gekommen zu sein. Sie alle sind mit der Taufpraxis des Johannes vertraut. Auf alle Fälle sahen sie die Taufe des Johannes als ein großes Zeichen der Bekehrung und des Neubeginns in Israel (vgl. etwa Markus 11,30ff). So ist es nicht verwunderlich, dass die Kirche beim missionarischen Aufbruch nach Ostern an dieses Praxis anknüpfte. Die Apostelgeschichte berichtet davon, dass die Pfingstpredigt des Petrus zur Taufe vieler Hörer geführt hat und sich so Gemeinde formierte (Apostelgeschichte 2,1-47). Der Abschluss des Matthäusevangeliums verdeutlicht die Taufe als Zeichen der Bekehrung und Jüngerschaft.
Schon von den Anfängen wurde somit in der frühen Gemeinde die Taufe als Zeichen der Umkehr und Sündenvergebung, als Initiation der Jesusjüngerschaft und als Eingliederung in die Gemeinde Jesu Christi vollzogen (vgl. Apostelgeschichte 2,1ff). Auch wenn dabei der Bezug zur Johannestaufe deutlich ist (vgl. etwa Apostelgeschichte 18,24-28;19,1-7), so eignet der Taufe der Jesusjünger doch auch eine neue Orientierung: Sie wird auf den “Namen” des wiederkommenden Herrn Jesus Christus gespendet, dem der Täufling in der Taufe zugeeignet wird. Sie bewirkt zudem den Empfang des Geistes (Apostelgeschichte 1,5; 11,16; 19,1-6), der als “Anteil” künftiger Herrlichkeit verstanden wurde (2 Korinther 1,22; 5,5).
Der Abschnitt „Woher kommt die Taufe“ wurde mit freundlicher Genehmigung von der Zentralredaktion der Kirchenzeitungen übernommen. Autor: Claus-Peter März. Er lehrt Neues Testament in Erfurt.
Quelle: http://www.internetseelsorge.de/information.html (Stand: 23.03.2007)