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PFARREI MARIÄ HIMMELFAHRT DACHAU - mh-dachau.de
Quelle: http://mh-dachau.de/index.php?page=467&printview=1

Vom Wegkreuz zum Kreuzweg

Annett Graubner 5

Annett Graubner 2Die Fotografin Annett Graubner aus dem Dachauer Land stellte in der Fastenzeit 2008 in unserer Pfarrkirche eine Reihe ihrer Kreuzesfotografien vor. Der Weg durch die Ausstellung führte parallel zum vorhandenen Kreuzweg beinahe rund um das ganze Kirchenschiff. 


Annett Graubner fotografiert schon seit Längerem immer wieder einige wenige – auf den ersten Blick unscheinbare – Motive: vor allem ein bestimmtes Wegkreuz in der Nähe ihres Wohnortes Pipinsried. Die Aufnahmen entstanden zu allen Jahreszeiten, sogar mit Schnee und bei Raureif. Sie entdeckt für sich und den Mitbetrachter dabei alle möglichen anregenden, auch ausgefallenen Perspektiven. Anschließend arbeitet sie an dem Motiv weiter. Sie überblendet es – sie durchmischt es auch – mit Komponenten, die für die Jahreszeiten typisch sind, zum Beispiel mit Blüten oder Herbstblättern. Diese Kompositionen entstehen noch auf „altmodische“ Weise. Annett Graubner arbeitet ohne Digitaltechnik. Das Zustandekommen der Bildwirkung hängt allein ab von der Vorstellungskraft und von der Geschicklichkeit der Fotografin. Sie verwendet das Verfahren der Mehrfachbelichtung. Die TechAnnett Graubner 3nik, die dafür unentbehrlich ist, findet man nur noch bei wenigen analogen Kameras.

Frau Graubners Bildschöpfungen spiegeln vermutlich mannigfache persönliche Lebenserfahrungen wider. Sie hat mit diesen Bildern vielleicht sogar ihre eigene Lebensgeschichte aufgearbeitet und bewältigt. Mit ihren Bildern ging sie, wie sie selber sagt, „den Weg vom »Trauer-Kreuz« zum »Lebens-Kreuz«. Es sind Bilder einer Glaubensfindung, die durch den Glauben im Alltag des ländlichen Lebens verstärkt wurde und welche diesen Glauben aber auch widerspiegeln sollen.“ Das Kreuz steht hier nicht bloß als das Kruzifix, es steht für tatsächlich durchlebtes Leid – und für das Glück, das kurz und zerbrechlich sein kann. Mit dem Rundgang dürften sich diese Bilder vom Leid und vom Schmerz für den Besucher zu einem ganz einzigartigen, privaten „Kreuzweg“ zusammengefügt haben. Dieser Kreuzweg vermittelte etwas Trostreiches, er war ein Kreuzweg für heute und hier, für „Menschen wie du und ich“. Wahrscheinlich ist vielen Schauenden durch die eindrucksvollen »Licht-Bilder« (im ursprünglichen Sinn dieses Wortes) „ein Licht aufgegangen“. Blicke und Herzen wurden empfänglich und bereit für das, wofür diese Kreuzesbilder stehen sollten. Und so taugte die Ausstellung schließlich zur intensiven persönlichen Vorbereitung des Betrachters auf Ostern.

Die Überblend- und Durchmischungstechnik erweiterte sich in der Ausstellung um eine besondere, zusätzliche Dimension als Dreingabe. Der Umstand nämlich, dass die Bilder gerahmt und verglast sind, bewirkte einen Spiegelungseffekt. Und daher waren nun die Bilder nicht nur Bestandteil des Kirchenraumes, sondern das Spiegelbild des Kirchenraums wurde ebenso zum Bestandteil des Bildes. Und der Betrachter erkannte beim Rundgang hin und wieder für einen Moment seinen eigenen Kopf schemenhaft neben dem des Gekreuzigten.

Eröffnet wurde die Ausstellung in Mariä Himmelfahrt am 24. Februar 2008 im 10-Uhr-Gottesdienst. Die Kreuzfotos waren bis zum Karsamstag (22. März 2008) zu sehen.

Dieter Reinke

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